Über mich: Die Story

Santana - das erste eigene Pferd

story_dressur.jpg Seit 1983 darf ich die damals zweijährige, wunderbare Mixstute Santana mein eigen nennen. Sie ist Marke „Weideunfall“ (Dülmener Wildpferd und Rheinländer) und immer bemüht, ihr Bestes zu geben. Leider war das den Richtern auf klassischen Turnieren nicht genug. Richterkommentare wie: „Gut geritten. Gut vorgestellt. Aber kauf Dir mal ein vernünftiges Pferd. Wertnote 5,0.“ waren nicht gerade motivierend. Es reichte zwar dazu, eine E-Dressur zu gewinnen. Auch noch für Platzierungen in der A-Dressur. Aber auch wenn wir Galloptraversalen und Pirouetten reiten konnten, so war an mehr nicht zu denken, da Santanas Gangvermögen trotz allen guten Willens keine besonderen Entfaltungsmöglichkeiten für den Mitteltrab mitbrachte.

Erste Kontakte zum Westernreiten

Mitte der Achtziger Jahre hatte ich erstmals Kontakt zu einer Westernreiterin. Sie überredete mich 1988 auch, an einem EWU-Turnier teilzunehmen. Es waren die Landesmeisterschaften des Rheinlandes und wir starteten in der Anfänger-Klasse. Sie hatte mir erzählt, was für Prüfungen es gibt und worauf es dabei ankommt. Ich hatte mir Sattel und Trense geliehen und wir hatten einen Fahrer gefunden – ebenfalls Westernreiter. Der war jedoch nicht sonderlich begeistert davon, dass ich einfach so ohne Sinn und Verstand an dem Turnier teilnehmen wollte. Die Westernreiterszene sei gerade dabei, ihren Cowboyruf abzuschütteln und als ernsthafte Reitweise akzeptiert zu werden. Als am Turniertag meine Freundin bereits in einer Prüfung ritt, wollte ich für meine erste Prüfung satteln – und stand da ziemlich hilflos: „Wie bekommt man diesen großen schweren Sattel auf das Pferd?“. Unser Fahrer flippte jetzt richtig aus: „Fährt zur Landesmeisterschaft und weiß nicht mal, wie man den Westernsattel auflegt!“. Geholfen hat er mir aber trotzdem und sich dann missmutig angeschaut, was wir wohl auf dem Abreiteplatz abliefern würden.
Meine erste Prüfung war die Pleasure. Ich erinnerte mich, was meine Freundin dazu gesagt hatte: „Santana muss am losen Zügel gehen und Trab und Galopp sollen möglichst langsam und bequem sein.“
Ok – habe ich versucht und klappte im wesentlichen auch so, wie ich mir das vorstellte. Mein Fahrer und Kritiker schimpfte auch nicht vom Zaun aus – außerdem war ein schöner Tag und es machte Spaß.
Dann kam plötzlich doch die Stimme aus Richtung Zaun:
„Komm mal her.“
Uh – was kam jetzt...?
„Geht die auch am losen Zügel rückwärts?“
„Keine Ahnung – ich vermute schon, dass sie das macht.“
„Mach mal.“
„Ok.“
Ich verlagerte mein Gewicht und sagte „Zurück.“ und Santana ging zurück.
„Oh – Du hast ja sogar Chancen.“
Als wir dann eine Viertel Stunde später mit dem Pokal aus der Prüfung kamen, hatte ich für den Rest des Tages Ruhe. 8-)
Aber ganz ehrlich gesagt – Santana und ich konnten damals wirklich nicht western reiten. Wir waren einfach schon damals ein eingespieltes Paar. Stundenlang zogen wir gemeinsam durch Wald und Wiesen, und wir waren uns halt auch ohne Zügelhilfen einig. Außerdem hat sie sehr flache und bequeme Gänge. Auch wenn sie damit keinen klassischen Richter begeistern konnte, beim Westernreiten war es eher von Vorteil.

Unsere wilden Jahre

1988 war aber nicht nur wegen unserer ersten Berührungen mit Westernturnieren ein spannendes Jahr. Unsere ersten Teilnahmen an Distanzritten und unser erster richtig großer Wanderritt waren im selben Jahr. Rückblickend staune ich über meinen naiven Optimismus, den ich in jungen Jahren offensichtlich hatte. Freue mich aber natürlich auch darüber – denn sonst hätte ich nicht so viele tolle Erlebnisse mit „meiner Dicken“ gehabt. Unser erster Distanzritt zeigt dies ganz deutlich – er ging nämlich über drei Tage und ca. 270 km von der tiefsten Eifel bis nach Xanten am Rhein. Ich frage mich, ob irgendjemand anderes mit einer solchen Strecke in den Distanzsport eingestiegen ist – ich hatte mir damals in meinem jugendlichen Leichtsinn nichts weiter dabei gedacht. Aber als ich dann den Tag vorher am Start eintraf und Santana auslud, kamen mir doch die ersten Zweifel. Alle anderen Pferde – zu einem großen Teil Araber – sahen so aus, als ob sie nur aus Muskeln bestehen würden . Nur Santana wirkte rund und pummelig. Ok – ich hatte sie durchaus für das Distanzrennen trainiert – aber sie hatte nicht in Betracht gezogen, deswegen ihren Kugelbauch abzulegen und stattdessen Muskeln anzudeuten. Als Santana aus dem Hänger ausgestiegen war und ich die Pferde im Vergleich sah, lief ich rot an und hätte sie am liebsten gleich wieder in den Hänger gezogen, um nach Hause zu fahren. Aber nein – nach all dem Aufwand musste ich da jetzt einfach durch. Nächsten Tag ging es also im Morgengrauen los. Ich hatte das riesige Glück, mich einer sehr erfahrenen Distanzreiterin anschließen zu können. Das wichtigste, was ich von ihr lernte war, dem Pferd ein Tempo im Trab vorzugeben, dass es den ganzen Tag selbständig durchziehen konnte. Santana fand das toll – aber bei der ersten Tierarztkontrolle sackte mir doch das Herz in die Hose: Hatte ich sie wirklich genügend trainiert?
Sie hatte Ruhewerte – offensichtlich empfand sie das Rennen vergleichbar anstrengend wie in einer Box rum zustehen. Ich war erstmal beruhigt. Es zeigte sich, dass das so bleiben sollte. Obwohl wir fast ausschließlich flott trabten, legte Santana das komplette Rennen mit Ruhewerten hin. Hier zahlten sich wieder mal ihre kräfteschonenenden, flachen Gänge aus. Bei einer Tierarztkontrolle zählte der Tierarzt die Atemzüge der Pferde, indem er ihnen auf die Flanken schaute . Nur war da bei Santana keine Regung zu sehen. Also trat er an ihren Kopf, hielt die Hand vor ihre Nüstern und meinte: „Schnauft ’s überhaupt?“ Am zweiten Tag gelangten wir wieder mit Ruhewerten in eine Tierarztkontrolle . Mit nur acht Atemzügen / min sogar im untersten Bereich der Ruhewerte. Es war an diesem Punkt eine zehnminütige Pause und danach eine nochmalige Kontrolle der Werte vorgesehen. In den zehn Minuten ließ ich Santana grasen. Danach war ihr Atem bei 16 (was immer noch Ruhewerte sind). Jetzt explodierte der sonst sehr ruhige Tierarzt: „Das darf nicht wahr sein! Für das Pferd ist Grasen anstrengender als das Rennen. Jetzt reit doch verdammt noch mal auf Sieg!“ Abgesehen davon, dass ich mich nicht eine Sekunde für den Sieg, sondern ausschließlich fürs Ankommen interessiert hatte, hatte ich zu dem Zeitpunkt längst erkannt, wie wertvoll für mich die sehr erfahrene Distanzreiterin war. Ich sah überhaupt nicht ein, mich von ihr zu trennen, auch wenn Santana ab und an durchblicken ließ, dass sie gerne ihr Tempo gesteigert hätte (und wir waren schon flott). Auf jeden Fall kamen wir wohlbehalten in Xanten an. Während man bei allen anderen Pferden erkennen konnte, dass sie in den drei Tagen ein paar Kilo verloren hatten, sah Santana genau so aus wie vor dem Start.

Wanderritte: Unvergeßliche Erlebnisse, die zusammenschmieden

Zu der Zeit keimte ein anderes Hirngespinst in meinem Kopf. Seitdem ich Santana hatte, war ich nicht mehr in Urlaub gefahren. Nach fünf Jahren hatte ich einfach Lust auf das traditionelle Urlaubsziel meiner Familie: Cuxhaven an der Nordsee. Ich wollte da hin, wohnte aber damals noch in Bonn und hatte als Schülerin weder Hänger noch Auto noch Führerschein und musste Gespannfahrer immer selber organisieren und zahlen. Auch zu den Turnieren ritt ich normalerweise hin, wenn ich nicht zufällig eine Mitfahrgelegenheit hatte. Nicht selten waren dabei An- und Abritt jeweils ein ganzer Tagesritt. Auch ohne Turniere lockte die tolle Landschaft der Eifel, so dass ich sehr häufig mit Santana auf Mehrtagesritt in Richtung Eifel unterwegs war.
Also fand ich es naheliegend, dass ich an die Nordsee reiten würde – und habe das dann auch gemacht. Die ersten zwei Unterkünfte organisierte ich und danach ging es auf gut Glück weiter. Ich wollte die ganzen Sommerferien unterwegs sein : Zwei Wochen hin reiten, zwei Wochen auf einem Reiterhof in Cuxhaven arbeiten und zwei Wochen zurück reiten. Tatsächlich ergab mein Anruf bei einem mir unbekannten Islandpferdehof, dass ich willkommen war (Ausritte anführen, Pferde versorgen). Also los!
Und ich muss sagen: Es war einfach toll.
story_highpeak.jpg Es gibt nichts, was Pferd und Reiter so zusammenschweißen kann, wie ein gemeinsamer langer Wanderritt. Und außerdem ist es einfach eine sehr intensive Art des Reisens. Hatte ich die Reise ursprünglich angetreten, um mit meinem Pferd Urlaub an der Nordsee zu machen, so merkte ich doch sehr bald, wie viel in dem Spruch „Der Weg ist das Ziel.“ liegen kann. Es war einfach eine wunderschöne Erfahrung, die ich auf keinen Fall missen möchte. Ganz nebenbei haben wir auf dem Rückritt in der Nähe von Bad Zwischenahn an einem Distanzrennen über 34 km teilgenommen. Santana fühlte sich unheimlich leicht so ganz ohne Gepäck und war nur schwer davon abzuhalten, Geschwindigkeitsrekorde aufzustellen. Ihre Puls- und Atemwerte waren wieder fantastisch und somit nahmen wir sozusagen im Vorbeireiten den Siegerpokal mit.
1989 machte ich dann mein Abi – und setzte zwischen Abi und Studium ein weiteres Hirngespinst aus dem Jahr 1988 um: Ich wollte nach Schottland reiten. Ursprünglich hatte ich gehofft, dieses Hirngespinst mit den Einfuhrbestimmungen Großbritanniens totschlagen zu können. Auf meine Anfrage beim Ministry of Agriculture, Fishery and Foresty bekam ich aber nicht die erwartete Rückmeldung, dass ein Pferd wie alle anderen Tiere ein halbes Jahr in Quarantäne muss, sondern gleich die Unterlagen zugeschickt, die vom Amtstierarzt ausgefüllt werden mussten. Ansonsten bedurfte es nur zweier Bluttests. Kurz nach dem Abi ließ ich Santana nach Dover bringen und ritt los. Zuvor hatte ich wieder einen Reitstall in Schottland ausfindig gemacht, auf dem ich arbeiten konnte (Reitunterricht, Ausritte anführen, Pferde versorgen). Nach sechs schönen und abwechslungsreichen Wochen, die ich um nichts in der Welt missen möchte, trafen wir am Ziel ein. Ich arbeitete dort gut ein halbes Jahr und kehrte Anfang 1990 nach Bonn zurück, um zum Sommersemester ein Studium in Oldenburg zu beginnen. Während des Studiums fand ich auch noch zweimal Zeit für einen längeren Wanderritt. 1991 für fünf Wochen von Oldenburg nach Dänemark und 1992 hatte ich dann das Glück, dass sich tatsächlich mal jemand getraut hat, einen so langen Ritt mit anzugehen. Mit meiner Freundin Anja und ihrem Norwegermix Billy sind wir gemeinsam von Oldenburg nach Rügen geritten.

EWU: Weiterbildung und Turniererfolge

story_trail.jpg Während der Studienzeit ritt ich auch erfolgreich vereinzelte Westernturniere. Insbesondere der Trail war nach allen Abenteuern, die wir auf den Wanderritten gemeinsam bestanden hatten, eine gute Möglichkeit, unsere Harmonie, das gegenseitige Vertrauen und die gute Zusammenarbeit zu demonstrieren. Aber das Bedürfnis stieg, ernsthaft auf das Westernreiten umzusteigen. So trat ich 1993 in die EWU ein und legte noch im selben Jahr als eine der ersten Prüflinge das Westernreitabzeichen in Bronze ab. 1994 startete ich als Einsteiger auf der Landesmeisterschaft in Hannover. Wir gewannen Trail und Reining und holten in der Pleasure den zweiten Platz. In der Horsemanship schaffte ich es hingegen, mich zu verreiten. Insgesamt verlief die Turniersaison jedoch so erfolgreich, dass ich gleich nach dem ersten Jahr als Einsteiger in die Amateurklasse aufstieg (Anm.: Damals gab es nur eine Amateurklasse).
In unserem ersten Amateurjahr schafften wir es dann auch gleich, uns im Amateur Trail für die DM zu qualifizieren. Auch den Finallauf erreichten wir und schnitten mit einen dritten Platz ab. Seitdem haben Santana und ich bis 2001 auf jeder DM mind. einen Finallauf erreicht.
2002 durfte ich diesen Erfolg mit meinem Nachwuchspony Dabster feiern.
Ebenso zuverlässig zeigte sich Santana auf den Landesmeisterschaften. Bei jeder Teilnahme nahmen wir mind. einen Titel mit nach Hause.
Seit meinem Eintritt in die EWU ist mir aber vor allem wichtig, mich reiterlich weiterzuentwickeln. Ich habe bei vielen Kursen und verschiedenen Trainern als Teilnehmerin oder Zuschauerin teilgenommen. Seit März 2000 bin ich im Besitz der Trainer C Lizenz. Nach wie vor ist mir meine eigene Weiterbildung wichtig und ich bin mir nicht zu schade, auch als Westerntrainerin weiterhin selber bei anderen Trainern Kursteilnehmerin zu sein.

Dabster - der Tausendsassa mit dem eigenen Kopf

story_dabster.jpg Seit 1997 bin ich glückliche Besitzerin des Weser Ems Ponys Dabster (Welsch-Partbred). Ich erwarb sie als Absetzer und habe sie wie Santana ebenfalls selber ausgebildet. Einstellung und Temperament der beiden Pferde sind jedoch grundverschieden. Während Santana immer den Ehrgeiz hat, alles richtig zu machen, verfolgt Dabster vor allem das Ziel, möglichst viel Spaß zu haben. Für den Reiter bedeutet das die spannende Herausforderung, ihr zu zeigen, dass das, was man von ihr möchte, Spass macht. Wenn das gelingt, ist sie ein phantastischer Partner.
2001 startete ich Dabster erstmals auf Turnieren. Da ich sie aber bewusst erst sehr spät eingeritten habe, stand sie erst am Anfang ihrer Ausbildung. Bei ihrem ersten Turnier im Mai 2001 war sie erst wenige Wochen unter dem Sattel. Mir ging es einfach nur darum, dass sie Turnierluft schnupperte – die geforderten Aufgaben habe ich halt immer ihrem Ausbildungsstand angepasst. Gelegentlich kamen wir in den Jungpferdeprüfungen sogar in die Platzierung. In der Turniersaison 2002 überraschte mich Dabster dann sehr positiv. Gleich auf dem ersten Turnier gewann sie den Offen Trail all ages. Das ganze Jahr lief sie nicht nur im Trail sehr erfolgreich. Ein schöner Erfolg war auch der erste Allroundchampion mit ihr, der noch dadurch versüßt wurde, dass Santana auf demselben Turnier diesen Erfolg in der Leistungsklasse 2 der Jugendlichen mit ihrer Reiterin Jennifer erzielen konnte. Auf der DM 2002 erreichte ich mit Dabster das Finale im Offen Junior Trail – und hatte im Parcour einen unverzeihlichen Blackout, der uns um eine sichere Medaille brachte.

Ausblick

Nach wie vor bin ich aber vor allem begeisterte Freizeitreiterin, spanne meine Pferde bei den seltenen Gelegenheiten hier im hohen Norden gerne auch mal vor den Rodelschlitten, nehme an VFD-Veranstaltungen teil, streife durchs Gelände und hoffe vor allem, dass ich mir irgendwann mal wieder die Zeit für einen längeren Wanderritt nehmen kann.

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